Ich habe ein paar Tage den Luftbefeuchter von Inkbird getestet* und, bevor ich darauf eingehe, ob, wann und warum ein Luftbefeuchter überhaupt sinnvoll ist, zeige ich euch, wie dieser funktioniert und was meine Erfahrung dazu ist.
Dazu ist es vielleicht fair zu sagen, dass ich für diesen Produkttest nur zwei Wochen Zeit hatte, ich kann daher nichts über den langfristigen Einsatz sagen sondern mehr, was den ersten Eindruck betrifft und meine langfristigen Vorstellungen. Dazu aber später mehr.
Das Auspacken war recht einfach. Abgesehen von dem Polstermaterial war der Luftbefeuchter so im Karton, wie er später auch aufgebaut sein soll. Man muss lediglich Verpackungs- und Polstermaterial entfernen.
Enttäuschend war, aber das kenne ich schon vom Inkbird Thermostat, dass die Beschreibung nur auf englisch war. Ich beherrsche zwar englisch, habe jedoch nur das Basiswissen und zudem kommen hier Fachwörter, die im Basiswissen nicht inbegriffen sind. Ich bin grundsätzlich kein Fan davon, wenn man Produkte im deutschsprachigen Raum verkauft, die Beschreibung aber nicht auf deutsch inbegriffen ist. Ich bin jedoch dankbar für die Bilder, damit ich das Gelesene damit vergleichen kann. Der Aufbau war somit trotz schlechter Übersetzer-Fähigkeit durchaus möglich.
Hier könnt ihr sehen, wie das Gerät im aufgebauten Zustand ausschaut. Ich habe den unteren Teil mit Wasser befüllt und alles zusammen gesteckt so, wie es auf den Bildern ersichtlich war und/ oder vermuten ließ. Wer eine englische Beschreibung beherrscht, wird es sicherlich einfacher gehabt haben, aber es ging auch so.
Ich habe den Luftbefeuchter dann auf einer Steinplatte auf den Boden des Frühbeets gestellt, die Saugnäpfe für den Schlauch am Frühbeet befestigt und den Ausgang für den Nebel Richtung Schlafplatz geleitet (mehr dazu später).
Die erste Inbetriebnahme funktionierte gut: Mit dem Drehknopf schaltete ich das Gerät an und wenige Sekunden später strömte der Nebel fast geräuschlos aus dem Schlauch und verteilte sich.
Im Verhalten der Schildkröten merkte ich keinen Unterschied: Weder spazierten sie gezielt dahin noch gezielt weg davon. Jeder blieb an seinem Platz. Der Nebel ist daher, was das Verhalten betrifft, zu unterscheiden vom Bewässern mittels Gießkanne oder Wasserschlauch.
Als ich das nächste Mal ins Frühbeet schaute, war das Gerät allerdings aus. Warum, war mir unverständlich, in der englischen Beschreibung fand ich keine Erklärung, was aber wie gesagt auch an der Sprachbarriere liegen kann.
Ich vermutete vielleicht Überhitzung durch den Treibhauseffekt und wartete daher ab
Am späten Nachmittag schaltete ich es erneut ein. Keine Reaktion.
Während des Betriebs nahm ich den transparenten Teil ab und bemerkte, dass das Gerät in Betrieb war, Nebel strömte aus dem unteren Teil heraus. Beim Bewegen des Schlauchs tropfte Wasser heraus und danach funktionierte es wieder.
Anscheinend lag es an einem “Knick” im Schlauch, ähnlich wie man es von Waschbecken & Co kennt. Sammelt sich darin das Wasser, kann der Nebel nicht mehr austreten. Also bog ich den Schlauch zurecht, sodass sich kein neues Wasser sammeln konnte. Der Luftbefeuchter nahm nun wieder seine Arbeit auf und der Schlafbereich wurde mit dem Nebel eingehüllt.
Beim nächsten Kontrollblick war wieder alles aus. Diesmal war das Gerät weder warm noch ein Knick im Schlauch. Ich konnte keine Ursache finden. Auch Wasserwechsel, Temperaturwechsel und Zeitvertreib nützten nichts.
Nun fragte ich via Facebook bei meiner Ansprechpartnerin (² Zitat s. unten) nach einer deutschen Anleitung, da anscheinend es weder im Englischen noch “Learning by doing” etwas brachte. Sie bat um ein Video des Problems, doch einerseits hatte ich die zeitliche Begrenzung des Tests, andererseits regnete es an dem Tag, wo ich ungern das Frühbeet für Videos, Arbeiten und Tüfteleien öffnen wollte.
Am nächsten sonnigen Tag durchstöberte ich die Bilder auf Amazon, um nach möglichen Fehlern zu suchen und stellte fest, dass dort wesentlich mehr Wasser benutzt wurde, als ich eingefüllt hatte. Eine Min./ Max. Zeichnung hatte ich bisher sonst auf dem Gerät/ Wassertank nicht gefunden.
Also füllte ich mehr Wasser ein, etwa halb voll machte ich den Tank. Nun funktionierte es wieder.
Wenige Stunden später schaute ich wieder nach dem Rechten: Wieder war das Gerät in Betrieb, Nebel strömte jedoch nicht heraus. Beim Öffnen des Deckels hingegen schon.
Also hob ich den Schlauch nach oben, etwas Wasser lief heraus. Nun ging wieder alles.
Fazit
Ähnlich wie beim WiFi fähigen Thermostat hat die Inbetriebnahme ihre Tücken, die so manche Nerven strapazieren. Aber ebenso wie beim Thermostat muss man sagen: Wenn es funktioniert, erfüllt es voll seinen Zweck. Während es vom Thermostat eine deutsche Beschreibung als PDF gibt, muss man sich beim Luftbefeuchter mit englischer Sprache auseinander setzen. Wer Hilfe benötigt, bekommt über die Fanseite und einzelne Fachpersonen als Ansprechpartner umgehend Hilfe. Man hilft dort gern bei der Suche nach Problem und Lösung.
Braucht man überhaupt einen Luftbefeuchter?
Nun, wenn ich ehrlich bin, habe ich mir bisher nie Gedanken darüber gemacht, denn Luftbefeuchter werden in der Regel für Tropenbewohner eingesetzt, welche eine hohe Luftfeuchtigkeit und warme Temperaturen benötigen.
Griechische Landschildkröten leben hingegen in eher kargen Gebieten, wenn auch der Schlafbereich durch den Tau und das Mikroklima feucht ist. Diese Feuchtigkeit erreichen wir durch den Einsatz von Pflanzen, die richtige Wahl des Bodengrunds und dass wir den Bodengrund des Schlafbereichs mittels Gießkanne/ Wasserschlauch feucht halten. Das hat sich bisher gut bewährt, was man u.A. daran erkennen kann, dass Schildkröten mit ausgewogenem Flüssigkeitshaushalt seltener zur Höckerbildung neigen als jene, die zu trocken gehalten werden.
Als ich wegen des Produkttests gefragt wurde, habe ich mich gefragt, ob, wann, wo und wie ein solcher nützlich sein könnte. Und da kam mir folgender Gedanke:
Wir haben zwar feuchten Bodengrund und zahlreiche Pflanzen, allerdings stellt das sog. Schlafhaus oder die Überwinterungsgrube nur einen gewissen Kompromiss dar. Normalerweise halten Pflanzen die Luftfeuchtigkeit “gefangen”, welche vom Boden aufsteigt und als Tau sich absetzt. In Schlafhäusern kommen allerdings keine Pflanzen zum Einsatz, sie könnten ohne Sonnenlicht und auf engem Raum dort nicht wachsen. Das Mikroklima wird daher versucht, durch niedrigen Deckel und feuchte Erde hinzubekommen. Immer wieder stehen Fragen im Raum, welche Luftfeuchtigkeit vonnöten sei, dessen Antwort nur selten genannt wird. Immer wieder geht man auf die Bodenfeuchte ein, welche nach wie vor wichtig ist, jedoch das Mikroklima weiterhin Bedeutung hat und haben sollte.
Und hier sehe ich den Luftbefeuchter als hilfreiches Gerät an: Sofern die Schildkröten nicht im Frühbeet unter dichten Pflanzen schlafen, könnte der Luftbefeuchter im Schlafhaus seinen Einsatz finden: Er erhöht die Luftfeuchtigkeit und kann somit das Mikroklima verbessern. Die dort eingesetzten Heizkabel oder Wärmematten sind normalerweise für Aquarien, Terrarien (Tropen) oder Gewächshäuser geeignet und kommen somit mit hoher Luftfeuchtigkeit gut zurecht.
Der Einsatz des Luftbefeuchters im Frühbeet selbst ist aus meiner Sicht nicht nötig, hier sollte man vielmehr schauen, wie gesagt durch den Einsatz von Pflanzen ein feucht-warmes Mikroklima herzustellen und zu halten. Zudem haben wir im Frühbeet die Herausforderung, dass Wärmelampe & Co. mit der erhöhten Luftfeuchtigkeit zurecht kommen müssen. Hier wäre je nach aktuellem Einsatz der Wechsel auf feuchtraumgeeignete Technik nötig, bestenfalls vom Elektriker verbaut oder wenigstens abgenommen.
Ein weiterer Einsatz des Luftbefeuchters könnte aus meiner Einschätzung im Inkubator finden für all jene, die Schildkröten züchten. Denn ein großes Problem der heutigen Zucht ist u.A. die trockene Luft im Inkubator. Zwar versuchen wir mittels Wasserschale dem entgegen zu wirken, können jedoch trotzdem weder Boden- noch Luftfeuchte damit nennenswert anheben. Die Folge sind zahlreiche Panzeranomalien bei Schildkröten, die als Laie gern gesehen werden, denn damit kann man sie “besonders gut von anderen unterscheiden”. Zwar muss man darauf achten, dass nach wie vor kein Kondenswasser auf die Eier herab tropft, weshalb das vollständige Eingraben der Eier von Vorteil ist, aber eine Anhebung der Luftfeuchte mittels Luftbefeuchter anzuheben und somit Anomalien zu reduzieren, wäre mein Gedankengang zu diesem Thema. Ich selbst hatte s ausprobiert, phasenweise Spätsommer 2023 einen Inkubator damit zu “besprühen”, kann aber noch nicht auf Langzeitwirkung sprechen und da die gefundenen Eier “Wildschlupf” waren, lagen sie zuvor bereits lange Zeit unter der Erde, ehe sie an dem künstlich geschaffenen Platz fertig bebrütet wurden.
Ob ein Luftbefeuchter langfristig wirklich sinnvoll ist, welche Vor- und Nachteile er auf die Gesundheit hat und wie er technisch den Herausforderungen gerecht wird sowie wie die sonstige Technik damit klar kommt, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt (April 2022) nicht sagen. Dazu war die Zeit des Testens und der Recherche zu diesem Thema zu kurz, zumal ich neben der Schildkrötenhaltung noch viel zu tun habe. Ich beantworte Fragen in meiner Schildkrötengruppe sowie per Privatnachricht, baue gerade meine Schokoladenmanufaktur auf, helfe ein wenig im Verein mit, muss noch meine Doula Ausbildung abschließen, habe ein fast 9000qm Grundstück zu pflegen und meine 3 Kinder wollen versorgt werden. Bis ich also langfristigen Einsatz des Geräts testen und Feedbacks geben kann, braucht ihr etwas Geduld. Aber ich denke, mit den ersten Worten kann durchaus ein neues Thema ins Rollen kommen. Wie sich das entwickelt, wird die Zeit zeigen.
² Rückmeldung zu meinen benannten Problemen. Zitat:
“Wir empfehlen, den Schlauch nicht “U-förmig” zu verlegen, da sich das Wasser darin ansammelt und der Nebel nicht entweichen kann. Bitte platzieren Sie den Schlauch in einer schrägen Form.”
Außerdem “ist mir aufgefallen, dass Sie das Wasser unten in den Luftbefeuchter geben. Wenn ja, reicht das Wasser nicht aus, das sehr schnell auslaufen kann. Es verfügt über ein Top-Fill-Design für bequeme Wassereinspritzung und Ein-Knopf-Bedienung. Es wird mit einem 4-Liter-Wassertank (1,06 Gallonen) geliefert, sodass es bis zu 12 Stunden ununterbrochen arbeiten kann. Die Kontrollleuchte ist im normalen Betriebszustand grün und leuchtet rot, wenn der Wassertank leer ist. Außerdem hört der Luftbefeuchter dann automatisch auf zu arbeiten, um ein Ausbrennen zu verhindern.”